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Auf den ersten Blick scheinen Alfred Kubin (1877-1959) und James Ensor (1860-1949) sowie ihre Werke sehr unterschiedlich zu sein. Beide Künstler stammen aus einer anderen Generation, unterscheiden sich aber auch in Herkunft und Nationalität. Bei näherer Betrachtung lernen wir jedoch, Gemeinsamkeiten zu entdecken.
Was beide auszeichnet, ist der Sinn für Groteske und Satire.
Wie Ensor ließ sich Kubin von der antiken und modernen Literatur inspirieren. Beide Künstler haben Sinn für Sarkasmus und Galgenhumor. Sowohl Ensor als auch Kubin verwenden in einigen ihrer Stiche eine ähnlich skurrile Bildsprache, die in scheinbarer, aber trügerischer Naivität wahrgenommen werden kann.
Mehrere Drucke, sowohl von Ensor als auch von Kubin, beziehen sich auf Graffiti, auf Kinderzeichnungen oder auf Zeichnungen sogenannter geistig Behinderter. Auch der deutsche Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn (1886-1933) bezog sich in seiner Publikation Bildnerei der Geisteskranken (1922) auf Ensor, was Alfred Kubin nachhaltig beeindruckte. 1920 besucht Kubin die Kunstsammlung Prinzhorn in Heidelberg. Die Werke der sogenannten Schwachsinnigen hinterlassen bei ihm einen bleibenden Eindruck. In der führenden deutschsprachigen Kunstzeitschrift Das Kunstblatt widmet er der Sammlung Prinzhorn einen lobenden Artikel.
Was Kubin und Ensor außerdem fasziniert, ist die Welt des Theaters. In zahlreichen Drucken und Zeichnungen schildern Ensor und Kubin auf je eigene Weise die groteske Welt der Verkleidung und Verzerrung. In zahlreichen Karikaturen prangern beide soziale Missstände und die Schieflage der Machtverhältnisse in der Gesellschaft an. „Alle meine gefallenen Geschöpfe, meine Trunkenbolde, Prostituierten und Bettler, sind von wenigen Urtypen abgeleitet, die einen wunderbaren Eindruck auf meine Kinderseele gemacht haben“, sagte Kubin einmal.
Diese Ausstellung mit einer Auswahl von Werken will die Parallelen zwischen den beiden Künstlern aufzeigen. Es ist das erste Mal in Belgien, dass Werke beider Künstler auf intime Weise gegenübergestellt werden und miteinander in Dialog treten. Möglich wurde dies nur durch großzügige Leihgaben des Oberösterreichischen Landesmuseums, Linz.